Mequinenza 09/2020

Mequinenza 09/2020

Tourbericht Klaus

18.09. - 04.10.2020 – Eine besondere Tour in Zeiten von Corona

Der diesjährige Spanienurlaub stand unter keinem guten Stern. Bis unmittelbar vor dem Urlaub schwebte das Damoklesschwert eines coronabedingten Ausfalls über allem. Ungetrübte Urlaubsfreude mochte deshalb vorher nicht richtig aufkommen.

Würden wir die Grenzen zu Frankreich und Spanien passieren können und wie würde sich der Aufenthalt in Spanien selber gestalten? Vieles war mit Fragezeichen versehen.

Und tatsächlich, dieser Urlaub war in seiner Art einmalig. So vieles war anders als in Vorjahren, doch hierzu später.

Wir, 4 Personen mit 2 PKW`s, starteten am Freitag, den 18.09. und hatten die Stadt Bollène in Südfrankreich als Etappenziel. Dort sollte es nach einer Übernachtung morgens direkt nach dem Frühstück weitergehen zu unserem eigentlichen Ziel, dem am Ebro gelegenen Örtchen Mequinenza.

Nach einem gemütlichen Abend in Bollène, der von Vorfreude auf die bevorstehenden Angeltage geprägt war, kam am Samstagmorgen die böse Überraschung. Eines unserer Autos wollte partout nicht anspringen. Alle Versuche, den Motor zu starten, blieben erfolglos. Ein über den ADAC-Frankreich herbeigerufener wenig bis gar nicht motivierter Automechaniker konnte auch nicht helfen.

Da wir Samstag hatten, konnte über den ADAC auch keine Autowerkstatt gefunden werden. Im Ergebnis machten sich 2 von uns auf den weiteren Weg nach Spanien, während sich die anderen beiden damit abfinden mussten, dass es erst einmal nicht weiter geht. Es konnte durch den ADAC organisiert werden, dass unser Fahrzeug am Montag zu einer ca. 50 km entfernt liegenden Werkstatt abgeschleppt wird. Ob der Wagen dann am Montag noch überprüft würde, sei aber unwahrscheinlich, da an Montagen immer starker Andrang herrscht.

Man kann sich kaum unsere Niedergeschlagenheit vorstellen. Es drohte ein viele Tage langer Aufenthalt in einem Nest in Südfrankreich bis es dann - vielleicht - mit viel Glück weitergehen konnte nach Spanien. Wertvolle Angeltage wären unwiederbringlich verloren.

In unserer Not buchten wir in unserem Hotel noch 3 weitere Übernachtungen, um nicht plötzlich mit unserem Gepäck auch noch auf der Straße zu landen. Die Stimmung hätte nicht schlechter seien können! Doch dann passierte das Unglaubliche. Bei einem weiteren Startversuch am späten Nachmittag sprang das Fahrzeug plötzlich an. Dies ohne, dass vorher irgend etwas hieran unternommen wurde.

Jetzt gab es für uns kein Halten mehr! Sofort holten wir unsere Sachen aus dem Zimmer, beluden den Wagen und fuhren die letzten ca. 650 km ohne Stopp durch nach Mequinenza. Vorher ermahnten wir uns eindringlich, den Motor keinesfalls vorher auszumachen. So erreichten wir dann Samstag spät abends gestresst aber glücklich doch noch unser Urlaubsdomizil.

Auch die Betreuung im Camp durch den Veranstalter war auf das absolut Notwendige runtergefahren worden. Es war nur noch ein Guide bzw. Betreuer vor Ort, um sich um die wenigen Gäste zu kümmern. Dieser hatte wohl auch gar nicht mit unserem Erscheinen gerechnet, weshalb die von uns gebuchte Wohnung in keinem guten Reinigungszustand war.

Es wurde uns aber angeboten eine andere Wohnung in einem frei tehenden Haus auf einem riesengroßen Grundstück zu beziehen. Von diesem Angebot machten wir gerne Gebrauch und konnten diese Topunterkunft am nächsten Tag gegen Mittag beziehen.

Ansonsten hatten wir fast alleinigen Zugriff auf alle zum Camp gehörenden Einrichtungen bis hin zur freien Auswahl unserer Boote. So gesehen aus Anglersicht optimal, was blieb war ein seltsames Gefühl, weil alles so anders war als in Vorjahren.

Auch unser Angelrevier hatte sich mächtig verändert. Natürlich nicht die Landschaft, allerdings war es völlig ungewohnt, solch ein Topp-Gewässer auf einmal alleine zu „besitzen“. Selbst einheimische Angler waren nur an Wochenenden zu sehen, Urlaubsangler so gut wie gar keine. Während ansonsten relativ starker Angeldruck herrscht, konnten wir jetzt völlig ungestört überall fischen. Irgendwie war die ganze Situation völlig surreal. Eigentlich optimal, trotzdem irgendwie beklemmend.

Mehr als einmal drehten sich unsere Gedanken darum, ob der Campbetreiber, zu dem wir im Laufe der Jahre ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt haben, diese schwere Situation wirtschaftlich überleben kann. Diese Gedanken wurden von uns allen als sehr belastend empfunden und waren allgegenwärtig. Wie anders war es doch in Vorjahren, wo sich unsere einzigen Gedanken darum drehten, möglichst viele und große Fische zu fangen.

Um es vorwegzunehmen: Anglerisch sollten wir nicht enttäuscht werden. Wir konnten viele schöne Waller überlisten, davon mehrere über 2 m (die größten mit 2,23 m und 2,22 m). Hinzu kamen weitere große Fische, die verloren gingen oder schwere Bisse, die nicht verwandelt werden konnten.

Die Fische wurden entweder mit Köderfischen gefangen oder auch mit Pellets. Überhaupt war das Stippen auf Friedfische genau so erfolgreich wie spaßbringend. Rotaugen und Rotfedern bis zu 40 cm Länge, dazu herrliche Karauschen und sogar ein Karpfen im Köderfischformat. Fische, von denen man zu Hause nur träumen kann.

Ausflüge zum Thunfischangeln im Ebro-Delta

Nach einem heftigen Thunfischbiss herausgebrochener und verbogener Rutenhalter | © 2020 Rutentreter.de

Das größte anglerische Highlight des Urlaubs waren aber zweifellos von unserem Guide Chrissy organisierte Ausflüge zum Mittelmeer in das Ebro-Delta nach Riumar zum Thunfischangeln. Wir hatten unglaubliche Erlebnisse mit stunden langen Drills, von Fischen zerbrochenen Angelruten, schmerzenden Armen und der Erkenntnis, dass ein gehakter Thunfisch noch lange kein gefangener Thunfisch ist.

Wir konnten Fische bis ca. 50 kg landen, weit schwerere Fische gingen verloren. Auch die Anzahl an Bissen (ca. 5 - 6 pro Ausfahrt) empfand ich als schier unglaublich. Die traurige Krönung war der Biss eines superschweren Fisches, der beim Anbiss einen der im Boot eingelassenen Rutenhalter zerstörte. Was für eine Gewalt! Wenn man es nicht selber erlebt hat, kann man es nicht glauben. Auch der Bootsverleiher war bei dem Anblick seines ramponierten Bootes geschockt und meinte, dass dies nur ein Fisch in der Klasse 200 kg + vollbringen könnte. Mehr zu den Ausfahrten auf Thun hier...>

Resümierend kann festgestellt werden, dass dies ein in seiner Art besonderer Urlaub war. Ganz anders als alle Touren in Vorjahren. Was bleibt, ist das flaue Gefühl, ob es für uns vielleicht der letzte Urlaub in dieser Art in Spanien war. Oder zumindest in dem von uns so sehr favorisierten Camp von „Urlaub nach Mass“ von Oli(ver) Schier. Wobei wir uns wohl dabei im Klaren sind, dass es für uns nur um unser Urlaubsvergnügen geht, während die Pandemie für Oli existentiell gefährlich werden kann. Dies Gedanken konnten wir während des ganzen Urlaubs nie ganz abschütteln.

In der Hoffnung auf bessere Zeiten

Klaus