Hitra 2010
Tourbericht: Egon
Nach monatelangem Warten, akribischen Vorbereitungen und theoretischem Wissen, das ganze Bibliotheken über das Angeln vor Hitra füllen könnte, ging es endlich am 24.06. morgens um 05:00 Uhr los. Die Fahrt Richtung Kiel verlief ohne große Probleme, kein Stau und bereits vor 12:00 Uhr standen wir am Schalter von Color Line Cruises um einzuchecken.
Nachdem wir um 13:30 Uhr endlich in den Bauch der „Color Magic“ fahren durften wurden Ruck-Zuck ein paar Klamotten in die Kabine geworfen und dann nix wie raus aufs Sonnendeck, einen schönen Platz annektiert und eine leckere Gerstensaftkaltschale in der Sonne genossen. Herrlich! So kann der Urlaub beginnen.
Aufgrund des herrlichen Wetters begann bald ein "Hauen und Stechen" um die letzten Stühle auf dem Sonnendeck, aber kurz nach der Ausfahrt aus der Kieler Bucht frischte der Wind merklich auf und schon wurde es ruhiger und leerer. Abends dann das leckere Buffet genossen, noch ein Fußball-WM-Spiel im Pub angeschaut und danach in die Koje.
Am Freitagmorgen sind wir dann bei herrlichem Sonnenschein in den Oslofjord eingelaufen. Pünktlich um 10 Uhr vom Schiff gerollt und bei der Zollkontrolle auf der grünen Spur auch nur locker durch gewunken worden. Hätten aber auch kein Problem mit einer Kontrolle gehabt…
Die Fahrt durch Norwegen verlief bis auf ein paar Baustellen kurz hinter Oslo unproblematisch und kurzweilig. Ich hatte anfangs Bedenken, ob die knapp 700 km mit größtenteils 80 Km/h nicht etwas langweilig oder ermüdend sind, aber ganz im Gegenteil. Es gibt so viel schöne Landschaft, Natur, zu sehen (u. A. den ersten Elch in freier Wildbahn), dass ich im Nachhinein sagen muss, dass 200 km bei Tempo 120 in Holland langweiliger sind als 500 km in Norwegen bei 80. Und hier macht sich dann auch endlich mal der Tempomat bezahlt. Übers Navi/GPS bei genau angezeigten 80 Km/h (auf dem Tacho fast 90 angezeigt) den Marker gespeichert und gut ist.
Um ca. 18:30 Uhr sind wir dann im Büro bei Hitra-Touristservice aufgeschlagen. Das wichtigste Infomaterial, Karten, usw. wurde uns ja bereits im Vorfeld zugeschickt. Im Büro haben wir dann noch die letzten Infos, aktuelle Fang- und Wetterinformationen und eine Wegbeschreibung zu unserer Unterkunft bekommen. Der Vermieter wurde kurz telefonisch kontaktiert und wartete dann an der Unterkunft, um uns die Anlage zu zeigen und alles zu erklären, insbesondere die Boots- u. Echolot-/ Kartenplottereinweisung.
Vom Service her wirklich alles TOP! Haben dann noch die Angelgeräte montiert, zu Abend gegessen und Fußball geschaut. Da wir 14 Tage vor Ort sind, standen wir nicht ganz so unter Druck und Stress und haben die erste Ausfahrt für den Samstagmorgen ganz entspannt nach dem Frühstück geplant.
Das Wetter war im Großen und Ganzen auch o. k. Morgens ein Wechsel von Regen und Bewölkung bei ca. 14°, dafür aber kaum Wind. Gegen Mittag wurden die Wolken von einem auffrischendem Wind weggeblasen, so dass die Sonne zum Vorschein kam aber dafür auch ein recht ordentlicher Seegang, der uns beiden beim Versetzen eine Welle über den Bug und eine volle Ladung Wasser ins Boot brachte.
War aber alles nicht so schlimm, da das 22ft Stahl-Boot mit dem 70 PS Innenborder-Diesel sehr gut im Wasser lag, wir ja auch unsere wasserdichten Floatinganzüge anhatten und uns bei Wellen und Gischt meist hinter die Scheibe am Steuerstand duckten.
Dumm nur, dass wir die Kapuzen nicht auf hatten und beide einen gefühlten Eimer kalten Atlantikwassers in den Nacken bekamen, der es bis zur Hose hinunter geschafft hat. War erst schön kalt, aber irgendwann erwärmt sich ja das Wasser im Floatinganzug, kein Grund also aufzugeben...
Am nächsten Tag war dann Naturköderangeln angesagt. Wir haben ein paar kleinere Lump gefangen. Nachmittags dann schnell die Fische filetiert und dann das grandiose Fußballspiel geschaut. Ein wirklich rundum gelungener Urlaub.
Abends noch mal raus gefahren und neben guten Pollacks ist mir mein „Personal Best“ Köhler von 1,05m und 19 Pfund an den Haken gegangen. Nach einem ca. 15-minütigem Drill, in dem der Fisch immer wieder in rasanten Fluchten gut 30-40 Meter Schnur nahm, gelang dann doch die Landung.
Bei herrlichem Wetter und strahlendem Sonnenschein haben wir dann so gegen 23:30 Uhr das Angeln beendet. Dunkel wird’s ja hier um diese Jahreszeit gar nicht mehr, man kann die Sonne fast rund um die Uhr sehen.
Aber nicht nur der Fang, auch die Verarbeitung, das Filetieren eines solchen Fisches, stellt einen vor gewisse Probleme, da die herkömmlichen Filetiermesser da an ihre Grenzen stoßen.
An dieser Stelle sei auch noch mal der tolle Filetierraum inkl. einer „Profi-Vakuumiermaschine“ der Anlage Sandvik Brygger in Ansnes genannt. Große Edelstahltische, stabil und standfest in der großen Halle, hell und vor allem auch witterungsgeschützt. Von der Decke laufen mehrere Hochdruckwasserschläuche, um alles zu reinigen, ein Dampfstrahler ist ebenfalls vorhanden sowie eine große Waage.
Am Montag ging’s dann mit Dirk, dem Guide von „Hitraturistservice“ raus. Nach gut 1 Stunde Fahrt waren wir ziemlich weit draußen an den Angelplätzen und haben auch wieder super gefangen. Große Lump und Leng beim Naturköderangeln, Dorsch auf Überbeißer, und beim Schleppen mit Wobblern kapitale Pollacks. Hier noch mal der Dank an Dirk, klasse Tipps und es war ein Supertag mit Dir!
Dienstag hatten wir traumhaftes Wetter. Spiegelglattes Wasser, strahlenden Sonnenschein, ca. 21°. Herrlich. Dementsprechend haben wir auch versucht den ganzen Tag ein paar Rotbarsche auf die Schuppen zu legen, leider vergeblich. Macht aber nix, war trotzdem ein schöner Tag auf dem Wasser. Auf dem Rückweg haben wir dann noch 2 Pollacks von ca. 70 cm auf Wobbler beim Schleppen erwischt. Ist übrigens ein ausgezeichneter Fisch und geschmacklich meiner Meinung nach deutlich vor Dorsch und Seelachs.
Am Mittwoch war das Wetter dann mal nicht so gut. viel Regen und auch Wind. Also haben wir mal einige Stunden den großen "Royber-Jig" rund um Fjellvaeröya geschleppt. Dachten, der ca. 25cm Gummifisch mit dem 550gr. Kopf könnte vielleicht einen Heilbutt locken, aber auch vergeblich. Also jetzt einen ruhigen Abend. Doc Schneider hat noch mal schnell eine Rute vom Steg mit Fischfetzen und Reker auf Scholle ausgelegt (eben eine Heißdüse)...
Der Donnerstag ist mal wieder voll auf der Habenseite zu verbuchen. In Anbetracht des angesagten Wetters, Sonne, Windstärke 1, haben wir uns für den heutigen Tag vorgenommen, Großdorsch auf Überbeißer-system und Naturköderangeln auf Leng und Lump zu praktizieren.
Als Angelplatz für das Überbeißsystem haben wir uns eine Stelle östlich von Fröya ausgesucht, die wir vom Guiding in Erinnerung behalten haben. Bei spiegelglatter See waren die 8 Seemeilen in ca. 1 Stunde überwunden und das Echolot zeigte Riesenschwärme von Kleinköhlern.
Einen 200 bis 300 g schweren Pilker mit je einem Drilling vorn und hinten durch den Schwarm sacken lassen. Meist hat beim Ablassen des Pilkers bereits ein Kleinköhler gebissen (manchmal auch 2...) und wir konnten den Pilker samt Kleinköhler weiter durchsacken lassen und abwarten. Ergebnis: Dorsch, 106 cm, 20 Pfund.
Dann ging es weitere 2 Seemeilen bis vor die Spitze von Fröya, ab hier kommt nur noch Atlantik… Dort haben wir dann mit Naturködersystem geangelt. Und es dauerte auch nicht lange bis der erste Lump zugepackt hat. Doc Schneider hat dann auch noch einen Leng erwischt, auf den wir es eigentlich in der Hauptsache abgesehen haben. Auf der Rückfahrt haben wir noch versucht mit großem Wobbler (Rappala X-Rap Magnum Divebait) ein paar Pollacks zu erwischen, aber heute leider vergeblich. Wobei wir beim Schleppen auf diese Art fast immer ein oder zwei große Pollacks in 15-20 m tiefem Wasser erwischt haben.
Am Freitag war dann wieder Pilken, Schleppen und „Überbeißer“ angesagt. Wir haben uns ein Plateau im Bereich von Tirevet ausgesucht und fanden auch bald mit Kartenplotter und Echolot eine vielversprechende Stelle mit großen Fischschwärmen an den abfallenden Hängen kurz über Grund, also klassische Kleinköhlerschwärme. Wir fingen an dieser Stelle insgesamt 5 große Dorsche, alle in der gleichen Größenklasse, 1,04 m bis 1,07 m. Da es an dieser Stelle relativ flach war und 4 dieser großen Kameraden sehr gut nur vorn im Maul gehakt waren, wurden sie wieder in ihr Element entlassen. Nur einer „musste“ mit, der Haken saß zu tief im Schlund.
Wenn wir an dieser Stelle auf die Art weiter geangelt hätten, so wären locker 10 Fische dieser Art, also 100kg Dorsch zu fangen gewesen und wir hätten das Angeln für den Rest des Urlaubes einstellen können. Und so haben wir dann den gesamten Bereich Tirevet noch mal ausgiebig mit dem großen Royber-Jig ausgiebig abgeschleppt, in der Hoffnung auf einen Heilbutt. Doch leider auch hier wieder ohne Erfolg...
Am Samstagmorgen haben wir uns mal kurz in der "Heringsbucht“ unser Abendessen besorgt. Ein paar leckere frische Bratheringe. Dabei auch ein paar schöne Erlebnisse gehabt. Unter Anderem einen Dorschnachläufer bis an die Oberfläche, der sich einen Hering schnappen wollte, der am System hing. Udo hat noch mal 1m runtergelassen und den Dorsch am Heringssystem auf Sicht gefangen. Zugeschaut wie er sich den Hering eingesaugt hat, Anschlag, und ein ca. 80cm Dorsch hing am Haken. Auf Sicht gefangen... Durfte aber zur Belohnung sofort wieder schwimmen.
Ja und dann zur Krönung noch einen "kleinen" Köhler, der auf den Pilker am Ende des Heringsvorfachs gebissen hat, einen 30gr. Egon gelb-grün (Marke Eigenbau). Und Doc Schneider hatte ein wenig Probleme den "Kleinen" (hatte am Ende 1,06cm bei 19 Pfund) mit dem Heringssystem als Vorfach unter Kontrolle zu bringen.
Wenn wir an dieser Stelle auf die Art weiter geangelt hätten, so wären locker 10 Fische dieser Art, also 100kg Dorsch zu fangen gewesen und wir hätten das Angeln für den Rest des Urlaubes einstellen können. Und so haben wir dann den gesamten Bereich Tirevet noch mal ausgiebig mit dem großen Royber-Jig ausgiebig abgeschleppt, in der Hoffnung auf einen Heilbutt. Doch leider auch hier wieder ohne Erfolg...
Und als absolutes „Sahnehäubchen“ dann das Fußball-WM-Viertelfinalspiel gegen die Steakproduzenten. 4:0…….war das ein geiles Spiel... Haben uns gemütlich bei 2, 3 oder 4 Bieren das Spiel angeschaut, war das klasse und spannend. Wirklich ein Traumurlaub nach Maß!!!
Am Sonntag sind wir noch mal zur östlichen Spitze von Fröya gefahren, um dort Naturköderangeln zu betreiben und vielleicht doch noch einen großen Leng zu erwischen. Da die Fahrt von unserer Anlage bis dort hin doch ca. 1 Stunde dauert und für den Nachmittag stärkerer Wind angesagt war, sind wir früh am Morgen los bei absoluter Windstille. Als dann gegen Mittag der Wind stark auffrischte haben wir das Angeln eingestellt und sind zurück. Bis dahin hatten wir immerhin 1 Köhler von 105cm/18 Pfund, 2 Dorsche von 80-90cm, 1 großen Lump und 3 Leng erwischt, also wieder eine bunte Fischkiste zum filetieren.
Montagmorgen wollten wir es eigentlich auch noch mal auf Naturköder probieren, zumindest bis mittags und dann auch nicht ganz so weit draußen. Allerdings gab es um 09:30 Uhr eine Sturmwarnung von Hitra Turist Service per SMS (SUPER SERVICE, wie wir finden) und darum haben wir nur kurz an der Bucht am Knarlagsund gefischt und sind dann in die Heringsbucht gefahren, wo es doch sehr ruhig und erträglich zuging. Hier übrigens die SMS im ORIGINAL-Wortlaut:
WETTERWARNUNG! Ab heute Nachmittag ist kräftiger Wind aus Süd-West gemeldet, in Böen bis 15 m/s! Fahren Sie nicht zu weit raus zum Fischen und gflls. rechtzeitig zurück in den Hafen. MfG Hitra Turistservice Team
Also haben wir uns dann noch mal mit Heringen eingedeckt und uns zum Abendessen ein paar leckere Pollacks gefangen, die wir genüsslich verspeist haben. Sehen lecker aus, was? Sowohl vor, als auch nach der Prozedur im Backofen...
Der Urlaub auf Hitra neigt sich langsam dem Ende zu. Dienstag war es vormittags noch recht stürmisch, aber für den Abend war nachlassender Wind bis zur Windstille gegen Mitternacht vorhergesagt. Also vormittags in die Heringsbucht, Köderfische besorgt (Dabei mal wieder "zufällig" einen schönen Pollack fürs Abendessen gefangen), und abends so gegen 20 Uhr bei strahlendem Sonnenschein wieder zum Naturköderangeln auf Leng in Richtung Ostspitze Fröya aufgebrochen.
Nach 1 Stunde Fahrzeit am Ziel war tatsächlich kaum noch Wind da. Nach gutem Auftakt mit einem schönen Leng kamen danach noch einige Bisse, aber dennoch weniger als die Tage zuvor. Somit fingen wir außer dem Leng noch einen Dorsch, 2 schöne Lump und 3 Katzenhaie. Bis auf Leng und Lump durften alle wieder schwimmen.
Gegen Mitternacht, es kann auch 1 Uhr gewesen sein, kam Feuchtigkeit auf und es wurde empfindlich kalt. Das Angeln haben wir dann aufgrund Kälte und Müdigkeit so gegen 04:00 Uhr bei strahlendem Sonnenschein eingestellt.
Am Mittwoch dann bis Mittag geschlafen, Nachmittags noch mal in die Heringsbucht und die letzten Gefrierfische, Heringe, geholt, eingetütet und eingefroren. Wunderschöne Fische ohne Kopf und ausgenommen das Stück noch gut 200 g. schwer... Für Donnerstag ist dann aufräumen, Angelsachen säubern und packen angesagt. Muss ja auch mal langsam sein, wenn ich mir den Tisch und die Unterkunft so ansehe. Wie gut dass wir immer ohne Frauen fahren, Herrlich, man kann alles stehen und liegen lassen wo man will, keiner meckert, alles so unkompliziert...
Am Freitag war dann um 02:00 Uhr wecken und Abfahrt angesagt.
Ein toller Urlaub geht zu Ende. Leider... Wir sind uns beide einig, dass es ein grandioser Urlaub war, in dem alles gestimmt hat. Tolles Wetter, Unterkunft, Boote, Fischfang, Landschaft, Eindrücke, einfach alles.
Als wir am Freitag um ca. 03:00 Uhr morgens losfuhren konnten wir jedoch nur über die Insel schleichen, denn ständig standen große Rehe und Hirsche auf der Fahrbahn oder ganze Rudel überquerten die Straße ohne großartige Scheu, selbst Hupen brachte sie kaum dazu, ihren Gang zu beschleunigen. Ich habe noch nie so viel Rotwild in so begrenztem Gebiet gesehen. Als wenn man mitten in einem Wildreservat spazieren fährt...